Armin Wolf im digitalen Schmollwinkel
Mit großem medialen Getöse haben sich Armin Wolf und in seinem Gefolge weitere prominente Vertreter der linksgrünen Meinungsblase Anfang November vergangenen Jahres von der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) verabschiedet. Neben Wolf wechselten auch Florian Klenk ("Falter"), Ingrid Brodnig (selbsternannte Hass-Expertin), Stefan Kappacher (ORF), Barbara Toth ("Falter"), Euke Frank (Armin Wolfs Gattin), Dieter Bornemann (ORF), Corinna Milborn (Puls4) und andere von X zu BlueSky.
Wolf begründete seinen Schritt so: "Elon Musk mag ein genialer Unternehmer sein und unermesslich reich, aber auf X verbreitet er ohne jede Hemmung Verschwörungs-Fantasien, Desinformation und Fakes. Aus der politisch relevantesten Social-Media-Plattform der Welt hat er eine Propagandabühne für sein Polit-Abenteuer als Donald Trumps best buddy und eine gigantische Hate-Speech-Schleuder gemacht."
Unter Desinformation, Fake News, Hassrede und Verschwörungsphantasien versteht Armin Wolf alle Meinungen und Standpunkte außerhalb des politisch korrekten Meinungsterrains, das er und seinesgleichen abgesteckt haben. Was Musk aus X tatsächlich gemacht und Wolf zutiefst verstört und empört hat: Er hat diesen Informationskanal von woken Meinungswächtern, linken Gatekeepern und Algorithmen, die linke Meinungsäußerungen hoch- und konservative herunterrechnen, befreit. Musk hat X für alle Meinungen gleichermaßen geöffnet. So viel Meinungsfreiheit ist für Wolf und Co. unerträglich, zumal sie nur hinter den streng bewachten und dicken Mauern ihrer linken Meinungsburgen – und nichts anderes sind ORF und staatlich finanzierte Postillen wie der "Falter" – als woke Moralapostel und linke Welterklärer reüssieren können. Weil nur noch in diesen Meinungsreservaten die linke Deutungshoheit vollständig intakt ist und jeder Widerspruch und jede Kritik an den linksgrünen Glaubenswahrheiten, die Wolf und Co. täglich verkünden, als Fake-News, Hetze und Desinformation eingestuft werden.
Diese bevorzugte Behandlung, die Wolf, Klenk, Milborn etc. wie selbstverständlich in ihren geschützten Werkstätten genießen, hat ihnen Musk verwehrt. Was doppelt ärgerlich ist, weil das politmediale Establishment in Österreich und Brüssel auf X keinerlei Einfluss hat und auch keinen Druck auf Musk ausüben kann. Andernfalls würde er längt im Gefängnis oder auf der Anklagebank sitzen – wie sein Telegram-Kollege Pawel Durow, der den Fehler begangen hat, in die EU, in der Meinungsfreiheit mittlerweile als Bedrohung und Verbrechen gilt, einzureisen.
Dass ausgerechnet Armin Wolf nun Algorithmen verdammt, die Meinungen nach ihrer politischen Ausrichtung unterschiedlich gewichten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Hat doch er selbst seinen Status als linker Meinungszampano, seinen Erfolg und seine Bekanntheit solchen Algorithmen, sprich: linker Meinungssteuerung zu verdanken, wie sie nach wie vor etwa auf Facebook exzessiv betrieben wird.
Nicht Programme, die rechte Meinungen stärker gewichten, haben Wolf und seine Clique von X vertrieben, sondern die Abschaltung jener, die linke Meinungen zu mehr Reichweiten und Aufmerksamkeit verholfen haben. Durch diese nun eingestellte Praxis entstand im Zusammenspiel mit den schwer linkslastigen Mainstreammedien, insbesondere dem ORF, der Eindruck, die Mehrheit der Bevölkerung würde jene Meinungen teilen, die von Armin Wolf im ORF und auf X unablässig wiedergekäut werden. Am freien Meinungsmarkt und ohne diese digitalen Hilfsmittel schrumpfen Figuren wie Wolf auf ihre reale Größe und Bedeutung zusammen. Das ist für diese Menschen schmerzhaft und kränkend. Vor wenigen Tagen hat Wolf auf seinem Blog arminwolf.at behauptet, den Wechsel von X zu BlueSky nicht bereut zu haben, zwischen den Zeilen liest sich das aber ganz anders.
Während er auf X, wie er stolz erwähnt, 640.000 "Follower" hatte und damit der bedeutendste linke Meinungspromi Österreichs war, muss er auf BlueSky mit gerade einmal 50.000 Anhängern vorliebnehmen, denen er mehrmals pro Tag die Welt erklären kann. Das ist für den großen Anchorman eine einzige Kränkung. Nicht einmal zehn Prozent sind seinem Ruf gefolgt. Die restlichen fast 600.000 User haben es vorgezogen, auf X und damit beim bösen, bösen Herrn Musk zu bleiben.
Wolf ist, wie viel andere sogenannte ORF-Promis, der Täuschung erlegen, dass er als Person aufgrund seiner Fähigkeiten, seines Charismas und Talente ein Star und bedeutend sei. Dass weniger er, sondern die Medien und Kanäle, mit denen er seine Reichweiten, sprich Popularität, generiert, der entscheidende Erfolgsfaktor sind, muss er nun in seiner digitalen Meinungskemenate BlueSky leidvoll erfahren. Seine Postings auf X waren immer wieder Thema in den Medien, sorgten für Kontroversen und öffentliche Diskussionen, jetzt verpuffen sie, ohne dass jemand davon Notiz nimmt.
Jetzt sitzt Wolf in seinem digitalen Meinungsexil und schmollt. Denn eine Rückkehr zu X ist für ihn ohne Gesichtsverlust unmöglich. Deshalb hat er in seinem Blog-Beitrag dazu aufgerufen, dass doch – bitte, bitte – endlich mehr Menschen auf "seine" Plattform wechseln sollen: "Ich hatte jedenfalls gehofft, dass nach vielen bekannten Journalist·innen aus Österreich auch viele politische Akteur·innen wechseln würden — auf eine neue Plattform, deren Algorithmus bezahlte Accounts, Hate Speech und Fake News nicht hochreiht und Tweets verbirgt, die zu seriösen Quellen verlinken. Denn wo die politischen Akteur·innen sind, findet logischerweise auch mehr (kontroverse) politische Debatte statt. Die geht mir bisher auf Bluesky noch ab."
Den Widerspruch in seinen Aussagen kann Wolf wohl nicht erkennen. Kontroverse politische Debatten finden für ihn vor allem dort statt, wo Linke unter sich bleiben. Was sich Herr Wolf also tatsächlich wünscht, ist die Simulation von Debatten, also linke Scheindebatten in abgeriegelten Echokammern. Von echten Konservativen, Rechten und Experten ist er schon zu oft entzaubert worden. Doch die Illusion, dass die linken Echokammern ein Abbild der Realität und der Gesellschaft seien, lässt sich nicht mehr aufrechterhalten – unabhängig von Elon Musk, dem neuen Schreckgespenst der Linken. Zu viele Bürger haben Platons Höhle schon verlassen,
Was Wolf und seine Genossen in Medien und Politik tatsächlich zu fürchten haben, ist vielmehr die Realität und der Stimmungswechsel in der Bevölkerung. Die Bürger lassen sich angesichts der vielen Fehlentwicklungen und Krisen, die von eben jener Politik verursacht worden sind, die Wolf unterstützt und propagiert, nicht mehr für blöd verkaufen. Die FPÖ würde auch ganz ohne Elon Musk und andere furchtbar böse rechte Medien in den Meinungsumfragen auf die 40 Prozent zusteuern. Da hilft auch kein noch so lautes Fake-News-, Hate-Speech- und Nazi-Geheul mehr. Diese ranzige Haltet-den-Dieb-Taktik hat sich angesichts der normativen Kraft des Faktischen längst abgenutzt.
Werner Reichel ist Journalist und Autor. Sein aktuelles Buch "Das Netzwerk der Kinderschänder – Politik, Macht und Pädophilie in Österreich" ist bei Frank&Frei erschienen.