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Jetzt oder nie!

Jetzt oder nie!

Als ein mit schwarzer Muttermilch großgezogener Bürger fortgeschrittenen Alters, kann ich mich über den heutigen Zustand der ÖVP und deren führende Protagonisten nur noch wundern. Wo sind die Zeiten geblieben, als noch gestandene Konservative wie Klaus, Koren, Withalm, später Taus und Graff – ja sogar noch Schüssel – die Richtung dieser vormals bürgerlichen Partei bestimmt haben? Vom politischen Naturtalent Kurz abgesehen, bietet das Personal dieser einst staatstragenden Truppe ein grauenerregendes Bild.

Sollten die in den Koalitionsverhandlungen aktiven ÖVP-Bonzen es schaffen, die zweiten derartigen Einigungsgespräche en Suite in den Sand zu setzen, und damit einer linken Volksfrontregierung mit schwarzem Feigenblatt den Weg bereiten, dann wird ihrem zerstrittenen Verein nach den nächsten Wahlen – mit dann mutmaßlich unter zehn Prozent Wählerzustimmung – allenfalls noch die Rolle eines Züngleins an der Waage zukommen. Dass Stocker & Genossen, wie man einschlägigen Pressemeldungen entnehmen kann, drauf und dran sind, sich durch "internationalen Druck" vom für Österreich unter den gegebenen Bedingungen bestmöglichen Weg – nämlich einer nichtlinken Regierungskoalition – abbringen zu lassen, erfüllt mich mit großem Zorn.

Bis heute haben weite Teile innerhalb der einst bürgerlichen ÖVP nicht begriffen, dass der Todfeind jeder freisinnigen Gesellschaft stets links, niemals aber rechts steht. Gleich, ob der Sozialismus sich braun, rot oder grün lackiert – am Ende stehen immer Nepotismus, Ressourcenvergeudung, Misswirtschaft, Niedergang und Verarmung. Wenn es besonders schlimm kommt, werden – wie unter Lenin, Stalin, Hitler, Mao und Pol Pot – Leichenberge produziert.

Wie ich an dieser Stelle schon einmal geschrieben habe, gibt es ein paar Dinge, die ein Bürgerlicher mit einer einigermaßen geglückten Erziehung und mit einem geeichten moralischen Kompass niemals tut: Er kämmt sich nicht mit der Klobürste die Haare, er schnäuzt sich nicht ins Tischtuch und vor allem macht er sich nicht mit Linken gemein – schon gar nicht in einer Regierung – oder leistet Linken auf ihrem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen Vorschub.

Der anno 2019 begangene Sündenfall der ÖVP, als man eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen ohne jede Not beendete und stattdessen eine äußerlich grüne Bande von Kulturmarxisten in die Regierung holte, ist die Republik – respektive die Nettosteuerzahler unter den Wählern – bereits teuer zu stehen gekommen. Eine Neuauflage dieses Wahnsinns – diesmal zudem noch mit einem provinziellen Marxisten als Vizekanzler – wäre für alle Menschen, die ihr Geld auf ehrliche Weise unter Marktbedingungen verdienen, eine Horrorvorstellung.

Wenn allerdings Herbert Kickl & Co auf Neuwahlen spekulieren, von denen sie sich (möglicherweise zurecht) eine weitere Stärkung versprechen, so sollten sie dabei bedenken, dass sich danach für sie nichts ändern würde. Sie stünden immer noch einer in Summe stärkeren Phalanx von Gegnern gegenüber. Das "Fenster der Gelegenheit" für eine blaue Kanzlerschaft ist jetzt offen. Sie sollten es nutzen! 

Mögen die Verhandler in beiden Parteien den Ernst der Lage rechtzeitig erkennen, sich auf einer tragfähigen Basis zusammenraufen und eine Linksregierung mit ÖVP-Anhängsel verhindern.

       

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.