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Elf Randnotizen zu Fußball

Elf Randnotizen zu Fußball

Hemmungslos weinende Männer, eine sich seltsam hineindrängende Politik, fast zweieinhalb Millionen Fernsehzuseher alleine in Österreich zeigen, dass Fußball zweifellos die weitaus faszinierendste Nebensache der Welt ist. Daher sind auch scheinbare Randbeobachtungen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz. Weil sie einerseits zum Nachdenken Anlass geben und andererseits einen wirklichen Doppelskandal zeigen.

Die Notizen im Detail:

  1. Selten hat sich so eindeutig gezeigt, dass Fußball auch – auch – ein Glücksspiel ist, wie beim Ausscheiden Österreichs aus der Europameisterschaft. Das ist eine wichtige Lehre und Relativierung nicht nur für die Spieler, sondern auch für den Rest der Nation. Das führt aber auch all die Fernseh- und Stammtisch-"Experten" ad absurdum, die immer genau wissen, warum etwas passiert ist, und wie es besser zu machen wäre. Leider teilen sie ihr Wissen aber immer erst im Nachhinein mit uns.
  2. Die Mischung aus Können, Anstrengung, Härte, Risiko, Glück, Pech und Subjektivität macht überhaupt erst den Reiz des Spiels (und des Lebens) aus. Würde immer nur der Bessere gewinnen, so bräuchte man meist gar nicht zu spielen, so wäre das stinklangweilig. Auch wenn es traurig klingt.
  3. Keine Frage ist auch, dass jener Fußball, wie ihn die Türken praktizieren, die Attraktivität des Balltretens dramatisch reduziert, auch wenn er diesmal vom Glück begleitet war. Sich fast eineinhalb Stunden in den eigenen Strafraum zu stellen und die fanatischen Anhänger in unsportlicher Art ständig pfeifen zu lassen, sobald die Gegner den Ball besitzen, um diese zu entnerven, bedient nur den eigenen Nationalismus. Das hat mit Sport wenig zu tun.
  4. Der türkische Chauvinismus überschritt dann endgültig alle erträglichen Grenzen, als der türkische Torschütze in seinem Jubel den Anhängern demonstrativ den sogenannten Wolfsgruß zeigte. Das ist das Zeichen der extremistischen "Grauen Wölfe" der Türkei, deren Gewalttätigkeiten eine dicke Blutspur in die Geschichtsbücher geschrieben haben. Der Wolfsgruß ist im Grund der Hitlergruß auf türkisch und daher in vielen Ländern verboten. Gar nicht vorstellbar, was passieren würde, würde dieser Hitlergruß von einem Spieler einer deutschsprachigen Mannschaft gezeigt. Da wäre dann der Ausschluss der ganzen Mannschaft – zu Recht – wahrscheinlich. Jedoch bei den türkischen Nazis scheint sich die UEFA damit zu begnügen, dass sie den TV-Regisseuren die Vorwarnung gegeben haben, dieses Zeichen in den Übertragungen nicht zu zeigen. Sie wird jetzt "prüfen" und wohl irgendwann eine kleine Geldstrafe verhängen. Wenn’s hochkommt.
  5. Der Wolfsgruß als für Gegner tödliches Zeichen ist etwas ganz anderes, als wenn sich Spieler bekreuzigen. Dieser ist eine rein religiöse Aktion. Freilich muss man schon nüchtern festhalten: Die Kirchen würden aus allen Nähten platzen, würde ein so hoher Anteil von Menschen auch wirklich hineingehen, wie der Anteil der sich Kreuzigenden unter den Fußballspielern ist.
  6. Überflüssig, wenngleich auf einem viel harmloseren Niveau und außerhalb des Spielfelds, waren auch politische Aussagen des österreichischen Trainers Rangnick und des Spielers Gregoritsch, die diffus gegen "rechts" gestänkert haben. Glauben die beiden wirklich, dass die Menschen sie als politisch relevant akzeptieren, nur weil sie von Fußball etwas verstehen?
  7. Extrem dumm war auch – wieder einmal – das Verhalten der deutschen Außenministerin Baerbock. Die Grüne, die noch vor kurzem massiv für das Verbot von Kurzstreckenflügen kampagnisiert hatte, flog jetzt extra von Berlin nach Frankfurt, um bei einem deutschen Spiel zuzuschauen (Zugsentfernung: 424 Kilometer, wobei es 27 Direktverbindungen gibt). Extra ihretwegen wurde überdies in Frankfurt das für sonstige Flieger geltende strikte Nachtflugverbot aufgehoben. Verlogener geht’s nimmer. Aber ganz offensichtlich wollen die Grünen noch schnell die Privilegien der Macht auskosten, bevor sie diese wieder verlieren. Der deutsche Abgeordnete Kubicki vom Koalitionspartner(!) FDP über die Dame: "Ich hab schon Schwierigkeiten genug damit, dass sie 136.000 Euro (Steuergeld!) für Frisuren und Visagisten ausgibt." Quod licet viridibus, non licet populo.
  8. Zurück zum Fußball. Auch wenn es manche nicht so sehen, so ist die Objektivierung der Entscheidungen durch elektronische Mittel eine eindeutige Verbesserung, vom Abseits über die Torlinienkamera bis zum Videoschiedsrichter. Seither können kaum mehr die Schiedsrichter zum Schuldigen für Niederlagen erkoren werden, wie es früher nach jedem zweiten Spiel der Fall gewesen ist. Manchmal sogar zu Recht. Die Fortschritte der Technik sollten auch auf anderen Feldern akzeptiert und genutzt werden, von der Gentechnik bis zu den modernen Atomreaktoren.
  9. Für den ORF sind die Fußballeuropameisterschaften ein absolutes Waterloo. Servus-TV, aber auch einige deutsche Sender haben vorgezeigt, wie man das Interesse an den Spielen attraktiv durch jede Menge Beiwerk noch zusätzlich aufmotzen kann. Der von uns sauteuer zwangsfinanzierte, aber von Politkommissaren gesteuerte ORF kann also offensichtlich nicht einmal mehr das. Er wird stinklangweilig, kaum ist der Schlusspfiff gepfiffen.
  10. Hingegen ist es nicht zu kritisieren, dass sich der Zwangsgebührensender nicht an der Lizitation um die sauteuren Übertragungsrechte beteiligt hat. Auch Fußballübertragungen können Private genauso gut oder besser. Und sie finanzieren sich nicht durch Gebühren.
  11. Den absolut ärgsten Skandal aber verantwortet der ORF unter dem Titel "Fußballfest mit rechten Schattenseiten" auf seinen Online-Seiten. Dabei empörten sich die ORF-Genossen über einen angeblichen "Rassismuseklat". Worin hat der bestanden? Einzig darin, dass weit außerhalb des Stadions drei Fans den heurigen Sommerhit gesungen haben mit den Zeilen "Ausländer raus". Was auch immer daran rassistisch sein soll. Zugleich spielte der ORF total verharmlosend den Skandal herunter, den der türkisch-nazistische Wolfsgruß eines Spielers(!!) auf(!!) dem Spielfeld bedeutet. Dieser ist für den ORF lediglich "eine fragwürdige Geste", die "für Debatten sorgte". Und in der ZiB erfuhr man überhaupt nichts darüber. Statt dessen rückte man die Frage ins Zentrum, ob die österreichischen Fans "dem Team gewogen" bleiben. Unter den im Lande lautstark feiernden türkischen Fans bekam man natürlich nur jene zu sehen, die auch etwas Nettes über die Österreicher sagten. Der auch in Wien häufig gezeigte Wolfsgruß blieb hingegen auch in der ZiB unerwähnt. Das ist alles wirklich empörend und verlogen. Allein das müsste ein Grund sein, dem ORF die Gebühreneinnahmen zu entziehen. Müsste. Denn im wirklichen Leben dürfen uns die rotgrünen Küniglberg-Genossen noch so oft auf den Kopf machen, wie sie wollen. Ihnen passiert dennoch nichts.

PS: Glück und Pech regieren übrigens auch in der Politik, wie ein paar Stunden später – ganz ohne Zusammenhang mit Fußball – deutlich wurde. Das haben die Grünen jetzt im Parlament erlebt: Sie erwischten einen der kühlsten Tage des bisherigen Sommers, als sie im Parlament mit einer "Dringlichen Stunde" Hitzealarm zu schlagen und über die vielen Hitzetoten zu klagen versuchten. Das war offenbar sogar der Umweltministerin so peinlich, dass sie gar nicht gekommen ist und ihren Platz dem Gesundheitsminister überlassen hat (oder wollen die Grünen gar die Rechtsbrecherin jetzt einfach verstecken?). Diese Diskrepanz der aktuellen Temperaturen zu dem für den Wahlkampf vorbereiteten Thema nennt man politisches Pech. Freilich ist das bei den Grünen zum Unterschied von den Fußballern keineswegs unverschuldetes Pech. Denn es ist in Wahrheit üble Manipulation, wenn man zwar dramatisch über die Hitzetoten jammert, aber verschweigt, dass wirklich jedes Jahr im Winter die Sterbekurve viel höher ist als im Sommer. Was natürlich mit den Temperaturen zu tun hat.