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Ach, wäre es nur VW alleine!

Ach, wäre es nur VW alleine!

Wer glaubt, das Krachen bei VW mit Management-Fehlern erklären zu können, erkennt maximal zehn Prozent der Ursachen – und ist ein weltfremder Optimist. Es wäre nämlich schön, hätte "nur" VW gravierende Probleme und wären es "nur" Management-Fehler. In Wahrheit ist fast die gesamte deutsche Industrie, damit auch automatisch die österreichische, sowie etwa die italienische, durch eine Fülle politischer Fehler in einer tiefen strukturellen, also nicht nur konjunkturellen, Krise. Je ehrlicher man die Diagnose stellt, umso früher kann eine Therapie beginnen.

Die gesamte Industrie ist jedenfalls durch gleich von vielen Seiten durch grün oder rot motierte Ideologie-Eingriffe aus Brüssel oder Berlin schwer getroffen, die aber auch die Hauptursachen der europäischen Rezessionswelle sind:

  • durch die gegenüber Konkurrenten massiv überhöhten Energiepreise, mit denen Europa das globale Klima zu retten glaubt, während China & Co mehr denn je billige Kohle in Energie umwandeln;
  • durch die Lieferkettengesetze, welche die Zulieferung an Europas Industrie behindern oder zumindest bürokratisieren;
  • durch die unzähligen einengenden Regulierungen, ob diese nun der beabsichtigten (und in Wahrheit unerreichbaren) Klimaneutralität dienen oder irgendwelchen woken Zwecken (LGBTQ, Diversität, Gender ...).
  • und durch die hohen Lohnkosten in Deutschland und Umgebung.

Die Automobilindustrie ist noch durch einen weiteren Faktor behindert. Sie ist aber der wichtigste deutsche Industriezweig, an ihr hängt eine Fülle weiterer Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen. Auch für Österreich, speziell Oberösterreich und die Steiermark, ist die automotive Zulieferindustrie entscheidend.

Die Autoproduzenten und ihr Markt sind vor allem durch den politischen Drang Richtung Elektroauto schwer verunsichert. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle:

  • das Unwichtigwerden des europäischen Knowhow-Vorsprungs bei Diesel- und Benzin-Motoren.
  • das Hereindrängen billiger chinesischer E-Autos, deren Produzenten das Handwerk nicht zuletzt von VW gelernt haben.
  • die Verunsicherung der Käufer in Hinblick auf die Probleme der E-Autos (Lade-Infrastruktur, Brandprobleme, Preise …).
  • und der immer stärker auflodernde politische Widerstand gegen das von der EU dekretierte Aus für Verbrennermotoren, der wohl dazu führen wird, dass zumindest Hybrid-Modelle doch erlaubt bleiben.

Jedenfalls ist VW nicht das einzige Opfer der massiven Verunsicherung durch dieses Hin und Her. Der Konzern steht nur stärker als jedes andere Unternehmen synonym für Deutschland. Auch Volvo, General Motors und Ford haben ihre Elektro-Pläne wieder gemüllt. So wird auch von Mercedes massiver Personalabbau gemeldet. So scheint das geplante riesige deutsche Leiterplattenwerk von Intel vor dem Aus zu stehen. So baut der österreichische Motorradbauer KTM hunderte Stellen ab.

Aber VW ist nicht nur durch seine Größe besonders hervorstechend. Der Konzern hat auch den dramatischen Fehler gemacht, eine Zeitlang seine Zukunft ausschließlich in E-Autos zu sehen - damit aber große Teile des Weltmarkts zu ignorieren. 

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".