Europa, der Prophet, dem niemand zuhört
Nichts lässt die Sinnlosigkeit der europäischen Energie- und Klimapolitik klarer erkennen als die Zahlen des globalen Energieverbrauches. Denn dieser ist im Vorjahr (mit 2,2 Prozent) weltweit, vor allem in Asien, stärker gestiegen als in den sechs Jahren davor. In China ist er sogar um den dreifachen Prozentsatz (also 6,6 Prozent) gestiegen. In Nordamerika ist er konstant geblieben. Nur in Europa ist er als Folge der zahllosen Klimarettungs-Vorschriften, -Regulierungen, -Verbote und -Abgaben (zu denen auch die deutsche Anti-Atomenergie-Politik zu rechnen ist) nun schon das dritte Jahr in Folge zurückgegangen. Dementsprechend hat sich auch die industrielle Produktion, die Wertschöpfung und der Wohlstand immer mehr von Europa wegverschoben.
Ebenso ernüchternd ist ein weiterer Aspekt der globalen Energielage: Nicht weniger als 76 Prozent der erzeugten Energiemenge stammt allein von Öl und Kohle, den zwei besonders verschmutzenden fossilen Energieträgern. Dazu kommt noch vor allem das – etwas weniger verschmutzende – Gas.
Was tun, ist da die Frage. Zweifellos liegt ein Teil der Antwort in stärkerer Nutzung der Atomenergie vor allem in ihren neuen und nach glaubwürdigen Angaben sicheren Formen, während Sonne und Wind zwar ausgebaut werden, aber durch ihre Instabilität (insbesondere während Dunkelflauten) fast mehr Probleme schaffen als lösen.
Vor allem aber muss sich Europa von der – anmaßenden – Illusion lösen, dass es der Welt als Vorbild vorangehen könne, und dass dem alten Kontinent da irgendjemand zu folgen bereit wäre. Ganz im Gegenteil: Kaum empfiehlt Europa dem Rest der Welt etwas, kommen dort dicke Ressentiments wegen der früheren europäischen Dominanz und der Kolonialzeiten auf. Von der Demokratie über Rechtsstaat und Menschenrechte eben bis zur Klima- und Energiepolitik steht Europa wie ein Prophet in der Wüste da, dem absolut niemand zuhört. Und auch nicht zuhören will.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".