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Israel, Iran, die Ukraine und Trump

Israel, Iran, die Ukraine und Trump

Der tagelang angekündigte Vergeltungsschlag auf den Iran als Antwort auf den Raketen- und Drohnen-Hagel gegen israelische Ziele fiel relativ gemäßigt aus – so konnte man es zumindest überall lesen. In Wahrheit aber brachte er einen dramatischen Erfolg für Israel und lieferte damit auch einen erfreulichen Beweis für die Überlegenheit westlicher Waffensysteme. Genau jener Systeme, die man den Ukrainern bisher verweigert. Das dürfte sowohl für den Nahost-Konflikt wie auch den Ukraine-Krieg Konsequenzen haben.

Auf amerikanisches Verlangen hat Israel auf Beschuss politischer, nuklearer und mit der Ölförderung zusammenhängenden Ziele im Iran verzichtet und "nur" militärische Einrichtungen angegriffen. Damit scheint die amerikanische Vermittlung eine weitere Eskalation eingebremst zu haben. Auf eine Mäßigung Israels deutet auch der Umstand hin, dass es fast keine Opfer gegeben hat, und dass die iranischen Mullahs die Attacke heruntergespielt haben.

Aber in Wahrheit ist den Israelis eine massiv einschüchternde Aktion gelungen, die den Iran wohl für längere Zeit zur Zurückhaltung zwingen dürfte. Denn die Israelis haben drei verschiedene Ziele in ganz unterschiedlichen Ecken des Iran erfolgreich angegriffen. Sie haben das nicht mit aus sicherer Entfernung abgeschossenen Raketen oder Drohnen gemacht, sondern mit Flugzeugen. Diese Flugzeuge haben wegen der langen Entfernungen sogar in der Luft aufgetankt werden müssen.

Dennoch wurden alle angegriffenen Militäreinrichtungen getroffen, so die Flugabwehrstellungen in Syrien und im Irak, so diverse Radarstationen, so Raketenlager. Dennoch haben die Iraner trotz ihrer modernen und angeblich effizienten russischen Abwehrsysteme, trotz der tagelangen Vorwarnung den Angriff in keiner Weise verhindern oder abwehren können. Dennoch sind alle israelischen F-35-Flugzeuge (also das Modernste, was die USA haben) völlig unversehrt nach Israel zurückgekommen.

Israel setzte dabei neben rund 1oo Flugzeugen selbst entwickelte Waffensysteme ein, von denen die Außenwelt noch gar nichts wusste. Darunter eine Luft-Boden-Rakete, die auch ohne GPS autonom operieren kann und deshalb auch gar nicht abgefangen werden kann. Darunter eine für Flugabwehrsysteme unsichtbare Stealth-Drone. 

In der Summe bezeichnen Militärexperten die israelischen Angriffe als eine der eindrucksvollsten Operationen der letzten Jahrzehnte, die auch in mehreren Aspekten für die Nato völlig erstaunlich gewesen ist.

Das ist eindrucksvoll und beruhigend. Es zeigt, dass die Kräfte des Bösen – und die Mullahs sind zweifellos das Zentrum des Bösen in Nahost – zumindest für die nächsten Jahre in Zaum gehalten werden können.

Die Mullahs haben lernen müssen: Sie haben keine Chance in einem Krieg. Ihr Luftraum ist offen wie ein Scheunentor. Sie können zwar arabische Massen rund um Palästina zu immer neuen selbstmörderischen Aktionen aufhetzen, die Israel schmerzen. Sie können sich aber selber nicht verteidigen.

Sie wissen daher auch, dass eine neue Wiederholung von Provokationen nur zu einem führen wird: zu Angriffen auf andere, für den Iran noch viel unangenehmere Ziele. Dann können sehr wohl die Atomanlagen – oder zumindest die Zugänge zu den tief in der Erde versteckten Produktionsanlagen – angegriffen werden, aber auch die über das Land herrschenden Mullahs, sobald sich diese aus den Bunkern herauswagen. Und wann und wo sie das tun, wird im Ernstfall für den nach wie vor (trotz der Blamage vom 7. Oktober 2023) exzellenten israelischen Geheimdienst eher kein Geheimnis sein.

Jedenfalls sind die Töne aus Teheran überraschend kleinlaut geworden. Man kann sogar spekulieren, dass die tapfere Opposition gegen die Mullah-Diktatur vor allem rund um die Universitäten und in den Städten, die immer wieder und oft blutig unterdrückt wird, jetzt psychologischen Auftrieb bekommen hat, da sich das Regime zumindest militärisch als Papiertiger erwiesen hat.

Sind die F-35 vielleicht wirklich Waffen, die mehr Frieden schaffen?

Sehr genau sind die Vorgänge jedenfalls in Kiew, aber wohl auch in Moskau beobachtet worden. Die Ukrainer ärgern sich, weil ihnen die modernsten Waffensysteme, die über dem Iran so brilliert haben, vorenthalten werden. Das ist neues Futter für die vielleicht wahre, vielleicht übertriebene Dolchstoßlegende, die sich in der Ukraine breitgemacht hat: Bekämen wir die besten Waffen aus dem Westen geliefert, dann würden wir den Krieg gewinnen; aber das dürfen wir offenbar nicht, wir dürfen nur verbluten.

Zugleich stehen beide Kriege unter einem riesigen Fragezeichen, das "Donald Trump" heißt. Dieser gilt – schon aus wahltaktischen Gründen – als großer Freund Israels, und umgekehrt als einer, der für die Ukraine wenig übrig hat. Vor allem aber ist Trump total unberechenbar. Das macht aber auch Moskau nervös.

Denn Moskau weiß, dass  Trump die Ukraine nicht einfach fallen lassen wird, selbst wenn er das gerne täte. Das wäre zu katastrophal für sein Image, auch wenn ihm dieses nach einem eventuellen Wahlsieg theoretisch egal sein kann. Also ist es durchaus möglich, dass er Putin Folgendes sagen wird, um sein großmaulig verkündetes Ziel eines Friedens binnen eines Tages zu erreichen: Entweder es gibt einen Friedensvertrag zu akzeptablen Bedingungen oder ich liefere der Ukraine sofort alles, was sie will. Das wäre clever, das wäre nach den Erfolgen amerikanischer Waffensysteme in Nahost auch wirkungsvoll.

Aber umgekehrt ist das nur eine von vielen Möglichkeiten, was nach einem Trump-Sieg passieren könnte. Das weiß niemand wirklich genau – auch nicht der impulsive Narzisst aus New York selber. Genauso möglich ist nämlich auch eine Abwendung von allem, was sich in Europa abspielt. Und das wäre dann zweifellos eine Katastrophe für den alten Kontinent. Und für die Ukraine sowieso.

Aber andererseits ist seine Unberechenbarkeit außenpolitisch eher ein Vorteil für Trump. Mit einem, dem alles zuzutrauen ist, geht man vorsichtiger um als mit vorausberechenbaren Menschen.