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Friede den Menschen guten Willens

Friede den Menschen guten Willens

Es war wohl für alle Katholiken, alle Christen, fast alle Franzosen und fast alle Europäer eine Botschaft der Freude, als eine der wertvollsten Kirchen der Welt knapp vor Weihnachten nach einem verheerenden Brand und nach einem beeindruckenden Wiederaufbau in großem und zugleich geschichtsbewusstem Glanz wiedereröffnet wurde. Diese Freude sagt uns aber auch viel über den Zustand des Christentums, über den Zustand Europas und die Vergangenheit wie Zukunft der beiden.

Die zentrale Botschaft, die uns "Notre Dame" in Erinnerung ruft: Die Kirche ist einerseits zwar eindeutig eine Weltkirche; der biblische Auftrag "Lehret alle Völker" will das Christentum zu einer Kirche der weltweit friedlichen Lehre machen, ganz im Kontrast zur politisch-militärischen Welteroberungsreligion Islam. Sie hat aber andererseits immer nur dann gelebt, wenn sie mit dem Volk, mit der jeweiligen Nation verbunden gewesen ist. Bei aller europäischen Bedeutung ist "Notre Dame" eben französische Nationalkirche, ebenso wie Stephansdom und Mariazell nationale Bedeutung für Österreich haben.

Und das ist gut so, wenn auch Linkskatholiken der Herzschlag trifft, sobald man Kirche in einen positiven Zusammenhang mit dem Wort Nation bringt. Und dennoch ist es Faktum, dass die Kirche dort am besten überlebt hat, dort blüht, wo sie an der Seite des Volkes, der Nation steht, wie etwa in Polen, Kroatien oder den Philippinen.

"An der Seite des Volkes" heißt meist: nicht an der Seite der Regierungen, vor allem dann nicht, wenn das Volk keinen demokratischen Einfluss hat, wer Machthaber ist. Es waren sicher Fehltritte, oder in der Sprache des Glaubens: Sünden, wenn sich in der Geschichte Bischöfe an die Seite der Mächtigen gegen das Volk gestellt haben.

Heute ist man sich in der Kirche einig: Sie muss "nahe bei den Menschen sein". Das bedeutet vor allem, aber keineswegs nur, an der Seite von Menschen in Not. Weltweit bedeutet das heute vor allem, dass die europäischen und globalen Kirchen an der Seite der unter den Schlägen eines neuen Hitler leidenden Menschen in der Ukraine zu stehen hat.

Schwieriger wird die Entscheidung sicher, wenn auf beiden Seiten Menschen in Not sind. Dennoch ist man schockiert, wenn sich der Papst in mehreren Äußerungen einseitig an die Seite der Menschen im Gaza-Streifen stellt, aber nicht an die Seite der Menschen in Israel. Man kann nur hoffen, dass da nicht unterschwelliger Antisemitismus dahintersteckt. Denn schließlich könnten die zweifellos schwer leidenden Menschen im Gaza ihr Leid mit einem Schlag sofort beenden, wenn sie die so lange schon leidenden israelischen Geiseln freiließen. Die Menschen in Israel haben keinen solchen Weg zum Frieden.

Es gibt nicht einmal einen einzigen Hinweis, dass ein Gaza-Einwohner irgendetwas zur Befreiung auch nur einer Geisel beigetragen hätte; die Menschen in Gaza haben deren Gefangennahme vielmehr anfangs laut und in Massen bejubelt; und sie haben einst die Hamas samt ihrem Aufruf zur totalen Vernichtung Israels gewählt, als es noch demokratische Wahlen gegeben hatte. Es geht ihnen daher nicht unverschuldet schlecht.

So manche Österreicher fragen sich auch, wie nahe die Kirche bei den Menschen in diesem Lande ist, wenn sich manche Kirchenfunktionäre weiterhin gegen die Rückschiebung von Syrern in ihre Heimat aussprechen, obwohl der Bürgerkrieg in jenem Land zu Ende ist; obwohl auch die vielen hier lebenden Syrer dazu beigetragen haben,

  • dass die Katholiken in Wien in eine Minderheit geraten sind;
  • dass in vielen Schulkassen kein katholischer Religionsunterricht mehr stattfindet;
  • dass sich die Österreicher, an deren Seite die Kirche zu stehen versprochen hatte, in der eigenen Heimat immer weniger daheim fühlen;
  • dass auch Syrer zu den demonstrierenden Massen gezählt haben, die in Wien lautstark die Ausrufung des Kalifats verlangt haben, also einer totalitären Herrschaft des Islams, in der Christen maximal als tributpflichtige Untermenschen überleben dürfen.

Wie mutig ist die Kirche doch einst an der Seite der Wiener gestanden, als sie zweimal von den Türken belagert und ausgehungert worden waren! Ohne die Aufrufe und Bemühungen des Papstes wäre es nie zum Entsatzheer unter Führung des Polenkönigs Sobieski gekommen, das die Stadt gerettet hatte. Ohne Sobieski wäre Ostösterreich islamisch geworden.

Es stünde der Kirche gerade in Wien daher gut an, laut dagegen zu protestieren, dass die Wiener Sozialisten aus opportunistischer Rücksicht auf die Nachfahren dieser Türken es heute sogar verbieten, dass diesem Sobieski ein Denkmal gebaut werden darf. Genauso wie die Kirche eigentlich dagegen protestieren müsste, dass die Erinnerung des großen christdemokratischen Bürgermeisters Lueger heute in dieser Stadt verhöhnt wird, während ähnliche Ehrungen für sozialistische Politiker (Straßennamen, Denkmäler) völlig unangetastet bleiben, die ebenfalls etliche antisemitische Bemerkungen gemacht haben (Solche Bemerkungen sind ja das einzige, was man Lueger vorwerfen kann).

Die Wiener Kirche muss jetzt von Christoph Schönborn Abschied nehmen, einem großartigen Intellektuellen, einem überaus feinen Menschen, aber auch einem, dem bisweilen der Mut zu deutlicher Sprache gefehlt hat. Für die Christen in dieser Stadt, in diesem Staat geht es viel mehr noch als um Denkmäler vor allem um ihr zukünftiges Leben, um das ihrer Kinder und Enkel. Da bangen sie zu Recht, ob diese noch in einem christlichen Land mit all seinen Errungenschaften und Bürgerrechten leben werden können. Da würden sie gerne spüren, dass ihre Bischöfe in diesen Ängsten, diesen Sorgen, aber gewiss auch in der Abwehr der Islamisierung an der Seite des Volkes stehen, wenn schon die traditionelle Partei der österreichischen Christen diese große und dominierende Sorge nicht ernsthaft mit ihnen teilt (wie die Koalitionsverhandlungen zeigen).

Man wird sehen, ob Schönborns Nachfolger diesen Mut und die Weisheit haben wird, um die Lage der österreichischen Christen zu erkennen. Man darf nicht nur, man muss hoffen.

Ganz besonders hoffen darf man zu Weihnachten, dem großen christlichen Fest der Freude, der Hoffnung und des Friedenssegens "für die Menschen guten Willens". Diese Worte des Weihnachtsevangeliums sagen ja nichts anderes, als dass Menschen, die an Jesus glauben, Frieden haben können.

Aber wenn sie selbst die Augen gegenüber den Realitäten zuhalten, werden die Christen hierzulande nicht in Frieden leben können.