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Die Insel der Unseligen

Die Insel der Unseligen

Manches Mal kommt es dick – aber es kommt meist nicht grundlos. Die längste Rezession seit dem Krieg wird derzeit durch die Folgen der (auch selbstbeschädigenden) Zollpolitik des Donald Trump und der (ebenfalls selbstbeschädigenden) Kriegstreiberei des Wladimir Putin potenziert. Letztere zwingt das besonders schwach gerüstete Österreich jetzt auch noch zu deutlich höheren Verteidigungsausgaben. Zugleich sind die Trump-Zölle vor allem für Österreich katastrophal, weil diese primär Industrieprodukte treffen, und weil kaum ein Land so sehr von der Industrie abhängig ist wie Österreich.

An der Sorge über die amerikanische Politik ändert der Umstand nichts, dass Österreichs Handel primär von Deutschland abhängt. Wird doch auch dieses von Trumps Zöllen schwer getroffen; und steckt doch Deutschland überdies in einer schweren politischen Krise, wo die Sozialdemokraten ständig neue Wohlfahrtsleistungen erpressen, statt zu deren Abbau bereit zu sein.

Die Österreicher haben dennoch kein Recht, sich voller Selbstmitleid in die Ecke zu setzen. Denn sie haben unter allen Nationen Europas als längste vergnügt in den Tag hineingelebt. Sie haben weder in Sachen Landesverteidigung, noch in Sachen Sparsamkeit, noch in Sachen langfristiger Strukturreformen auch nur ein Minimum getan.

Ganz im Gegenteil: Hauptursache der schlechten Lage ist, dass in Österreich die Lohnkosten stärker gestiegen sind als im Rest Europas. Hier triumphieren die Gewerkschaften seit Jahren bei jeder Lohnverhandlung. Aber auch Wirtschaft und Politik sind mitschuld. Die einen haben geglaubt, mit höheren Löhnen eher die knapp gewordenen Facharbeiter zu finden. Und die Politik hat sich bei Pensionen und Beamtengehältern in den letzten Jahren viel zu großzügig verhalten. Sie hat diese deutlich über der Inflation erhöht und zu viel Geld in grüne Projekte gelenkt. Es ist eben nicht alles nur Schuld von EU und Überregulierung.

Jetzt kann man zwar lange streiten, zu wieviel Prozent was und wer an der Krise schuld ist. Das ändert aber absolut nichts daran, dass jetzt wirklich jedes Rädchen gedreht werden muss, um aus der großen Krise herauszukommen. Jedes Rädchen in Österreich und jedes in Europa.

Das ist umso notwendiger, als man an die wirklich großen Räder in Washington und Moskau ja nicht herankommt. Dort ist man mehr denn je überzeugt, dass sich die Europäer ohnedies immer nur als hilfloses Objekt der Geschichte herumschubsen lassen werden.

Vielleicht haben sie damit ja sogar Recht.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".