
Zwölf Gründe für Trumps Erfolg
"Warum bringt niemand diesen Trump um?" Solche Äußerungen aus dem Munde wohlerzogener Europäer inmitten einer ähnlich zu beschreibenden Gesprächsrunde schockieren. In der Tat droht Trump dem globalen wie auch dem amerikanischen Wohlstand mehr zu schaden, als alle Fehlentwicklungen seit der großen Pandemie es getan haben. Seit seinem Amtsantritt vergeht fast kein Tag, an dem die chaotische Amtsführung des amerikanischen Präsidenten nicht für negative Schlagzeilen sorgen würde. Europäische wie auch US-amerikanische Medien kommen nicht aus dem Entsetzen heraus. Und sie alle verstehen daher ebenso wenig wie ihre Leser und Zuseher, warum Trump, warum etwa auch der ebenso attackierte Regierungschef Ungarns, Viktor Orbán, so erfolgreich bei den Wählern sind.
- Da steht kommunikationstechnisch die Tatsache an der Spitze, dass Trump nicht auf die klassischen Medien setzt, sondern auf die direkte Kommunikation mit den Wählern via Internet (weshalb insbesondere die europäischen Trump-Feinde die diversen Internet-Kanäle infamerweise mit der großen Zensurschere angreifen wollen). Trump verkündet im Internet wirklich Neues, wenn auch oft inhaltlich nicht Konsistentes, während die meisten europäischen Politiker dort lediglich durch ihre Presseberater langweilige PR-Sätze deponieren lassen und daher nicht gelesen werden.
- Wichtiger Teil der Trumpschen Strategie ist der damit zusammenhängende Erfolg, täglich Schlagzeilen zu machen, nämlich auch in den Medien, die ihn hassen. Damit ist er als einziger amerikanische Politiker ständig präsent, während es keinen Oppositionspolitiker gibt, der auch nur einen Bruchteil der Medienpräsenz von Trump hätte.
- Ganz in Trumps Karten spielt auch der Umstand, dass einzig und allein die Linksaußen der US-Politik zumindest derzeit in die Öffentlichkeit gehen: Bernie Sanders und Alexandra Ocasio-Cortez. Gegen die beiden Extremisten gewinnt aber jeder aus dem Trump-Team jedes Popularitätsmatch. Hingegen halten sich zumindest derzeit die gemäßigten Gouverneure aus dem Kreis der Demokraten völlig bedeckt, obwohl nur sie gewisse Chancen gegen einen Trump-Gefolgsmann im nächsten Präsidentenrennen haben.
- Eine zentrale Rolle spielt die von Trump konstant vorgespiegelte Illusion, er könnte einen Frieden im Ukraine-Krieg mit seinen Millionen Opfern herstellen, der nicht einer katastrophalen Kapitulation der Ukraine gleicht: Das ist aber eine naive oder zynische Lüge, die schon durch die Kampfbereitschaft der tapferen Ukrainer widerlegt wird. Diese denken in ihrer großen Mehrheit nämlich nicht daran, sich Putin zu ergeben. Die Ukrainer haben eine zwar erschöpfte, aber immer noch voll motivierte Armee. Sie erlauben seit mehr als zwei Jahren den Russen keinen nennenswerten Vormarsch mehr, außer alle paar Monate ein weiteres Dorf zu erobern – was die Russen zu einem hundertjährigen Krieg zu zwingen droht. Die Ukrainer können inzwischen auch schon alle Waffen selbst in Masse und in hoher Qualität herstellen (was sogar günstige Einkaufsmöglichkeiten für europäische Staaten eröffnet, die sich jetzt selbst besser rüsten wollen) – mit Ausnahme einer funktionierenden Luftabwehr gegen die Raketenangriffe der Russen auf Städte weit hinter der Front. Aber auch diese Lücke zu schließen, dürfte der gemeinsamen Kreativität der EU-Europäer und der Ukrainer gelingen, sodass Trumps Friedensgerede heiße Luft bleibt. Dieses Friedensgerede im Dienste Putins erhöht gleichzeitig dramatisch die Glaubwürdigkeit der Berichte, dass Trump seit 1987 nach einem bizarren Abenteuer in Moskau durch den russischen Geheimdienst tatsächlich erpressbar ist (obwohl diese Erpressbarkeit inzwischen abgenommen hat, da Trump ja zu keiner Wahl mehr antreten kann, sondern nur noch indirekt von den Parlamentswahlen 2026 abhängt). Allerdings kann Trump vorerst jedenfalls noch sehr gut als Möchtegern-Friedensengel bei vielen nur oberflächlich informierten US-Wählern punkten, für die Frieden verständlicherweise ein extrem hoher Wert ist. Freilich ist auch die Unterstützung für die Freiheit fremder Völker im Land der Freiheitsstatue ebenfalls ein geradezu genetisch zentraler Wert. Und fast kein Amerikaner würde es akzeptieren, wenn sein Land als schuldig am Freiheitsverlust irgendeines anderen Volkes dasteht.
- Diese Anmerkung ist zumindest vorerst auch kein Widerspruch zu einem anderen zentralen amerikanischen Wesenszug, den Trump ebenfalls sehr stark verkörpert: Das ist der Isolationismus. Dieser war etwa auch am Beginn beider Weltkriege dominant gewesen und hat immer bedeutet: Die USA wollen sich außerhalb ihres Kontinents nicht in fremde Händel einmischen. Diese Haltung kippt aber eben, wenn sie sich selbst angegriffen fühlen (siehe Pearl Harbour, siehe die Twin Towers, siehe das damit zusammenhängende Afghanistan), oder wenn in den USA die Überzeugung Oberhand gewinnt, dass ganze Völker ohne US-Unterstützung ihre Freiheit verlieren und versklavt würden beziehungsweise blieben (siehe Kosovo, siehe Irak, siehe Israel, siehe Taiwan). Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass Trump selbst seinen Isolationismus sofort vergessen wird, wenn diese beiden Emotionen unter den US-Bürgern dominieren, wenn er in Gefahr gerät, wie einst Jimmy Carter als naiver Schwächling dazustehen.
- Trumps Popularität lebt auch noch ganz gut davon, dass er seine absurde Zollpolitik den Amerikanern damit erklären kann, dass sie zwar kurzfristig Probleme schafft, langfristig aber den US-Bürgern immense Vorteile bringt. Das erinnert übrigens stark an das einstige Sowjetimperium. Dort hat man den Bürgern auch lange eingeredet, dass nach den langen Aufbauzeiten des Sozialismus das Paradies des Kommunismus folgen würde. Irgendwann aber glaubte das niemand mehr, und es blieb nur der Terror, mit dem sich das System vor dem endgültigen Untergang eine Zeitlang über Wasser halten konnte.
- Trump schafft es spannenderweise auch, von der großen globalen Popularität erfolgreicher neoliberal-kapitalistischer Politiker wie Argentiniens Milei oder Italiens Meloni oder Indiens Modi zu profitieren, obwohl seine Zölle-hoch-Politik eigentlich linksextremistisch ist und absolut nichts mit neoliberalem Denken zu tun hat.
- Ebenso lebt der Präsident davon, dass er immer wieder in Clinch mit den Gerichten gerät. Denn das Unbehagen über politische, sich gegen die demokratische Willensbildung richtende Richter ist weiter verbreitet, als diese selbst begreifen.
- Im Gegensatz zu den Linken hat Trump auch als erster begriffen, dass klassisches Christentum, insbesondere in seiner modernen Form der evangelikalen Bewegung, wie auch der jüdische Glaube gut zusammenpassen und damit ganz starke Grundlagen einer konservativen Bewegung sind. Das gilt doppelt in einem Land, das viel religiöser ist als die meisten EU-Länder und in dem sogar auf Dollar-Noten und Münzen steht: "In God we trust".
- Ganz entscheidend für Trumps Popularität ist auch, dass er als erster Präsident stark den Eindruck erweckt, dass er wirklich etwas gegen die illegale Immigration tut. Dieser Eindruck wird umso stärker, je intensiver jede Aktion Trumps von seinen politischen und medialen Widersachern als moralisch oder rechtlich katastrophal hingestellt wird. Bei Durchschnittsamerikanern ist weniger die Angst vor den Migranten dominierend: Denn während in Europa ja vor allem die zuwandernden Muslime mit ihrem ideologischen Totalitätsanspruch und ihrem weitgehend fehlenden Integrationswillen die Mehrheit bilden, sind es in den USA vor allem christliche Hispanics, die bereit sind, die untersten Tätigkeiten zu übernehmen. Statt dessen empört die US-Amerikaner jedoch viel mehr die Illegalität der Immigration: Sie sind ein Volk der Gesetzestreue, in dem der Satz "It´s the law" imstande ist, jede weitere Frage zu unterbinden. Europa hingegen ignoriert die Illegalität der Massenimmigration längst weitgehend. So hat sich jetzt sogar herausgestellt, dass die einst so gesetzesformalistischen Deutschen unfassbarerweise 5970 illegalen Immigranten, die ihre Herkunft einfach verschweigen (um nicht abgeschoben zu werden), ein sogenanntes "Chancen-Aufenthaltsrecht" und in der Folge auch die Staatsbürgerschaft gegeben haben.
- Ganz stark baut Trumps Popularität auch auf seinem Anti-Eliten-Image auf. Auch damit hat er, so wie mit seiner Zollpolitik oder seinem Pazifismus, eigentlich ganz linke Positionen übernommen. Dabei stört es viele Amerikaner aus den Unterschichten auch nicht, dass Trump aus einer sehr reichen Familie kommt (so wie der großbürgerliche Hintergrund ja auch bei vielen europäischen Sozialistenführern kein Problem gewesen ist).
- Am allerstärksten aber baut die Popularität Trumps und seines Teams (sowie auch die Orbáns) aber auf ihrem scharfen Kampf gegen Wokeness auf. Denn sie haben erkannt, dass sowohl der Trans-Fanatismus wie auch alle Formen der Diversitäts- und Inklusions-Politik dem amerikanischen Traum zutiefst zuwider sind. Zu dessen zentralen Säulen gehören eindeutig die klassische Familie, der Glaube und das Leistungsprinzip. Wenn also Jugendliche durch manche Schulen und Psycho-Propagandisten zu lebenszerstörenden Geschlechtsumwandlungen bewogen werden, wenn die sexuelle Orientierung wie im Schaufenster zur Auswahl angeboten wird, dann empört das sowohl die meisten amerikanischen Familien (die bangen, dass auch ihre Kinder dem Trans-Wahn oder der Homosexualität zum Opfer fallen) wie auch alle christlichen und jüdischen Gläubigen. Genauso empört es viele Amerikaner, dass es mancherorts nicht mehr von Leistungen und Fähigkeiten anhängt, ob man einen Führungsjob oder einen Studienplatz bekommt, sondern von der Rasse (also de facto davon, dass man nicht europäischer oder ostasiatischer Abkunft ist) oder der geschlechtlichen Orientierung (also davon, ob man schwule Sexualgewohnheiten vorzieht).
- Perfekt auf den beiden letztgenannten Linien – also jener der Anti-Elite wie auch jener der Anti-Diversität – liegt auch die jüngste Aktion Trumps: Er hat der Elite-Universität Harvard die staatlichen Unterstützungs-Milliarden entzogen, weil diese sich weigerte, wie verlangt, auf Pro-Diversitäts- und Anti-Israel-Politiken zu verzichten.
In Anbetracht all dieser Stärken des Trumpismus würde es schon dramatische Auswirkungen all seiner Fehler brauchen, bis diese auch amerikanischen Durchschnittshaushalten bewusst werden. Wenn das aber passiert, dann lauern drei sehr dramatische Gefahren auf ihn:
- Es könnte zu einer dramatischen Steigerung der Inflation kommen, weil die Zölle viele Konsumwaren verteuern.
- Es könnte zu einer dauerhaften Verschlechterung der Altersvorsorge der Durchschnittsamerikaner kommen, wenn die Börsenkurse dauerhaft niedrig bleiben.
- Es könnte zu dramatischen Bildern einer Massenflucht christlicher Ukrainer kommen, wenn Trump (aus Naivität, aus Dummheit oder weil er wirklich für den KGB arbeitet) die Ukraine endgültig verraten haben sollte.
Sollte es Trump jedoch gelingen, alle drei Gefahren zu vermeiden, dann ist den Republikanern ein Erfolg bei den Zwischenwahlen 2026 und J.D. Vance ein Erfolg bei den Präsidentenwahlen 2028 praktisch gesichert.
PS: Keine Anwort hatte unsere am Anfang zitierte Möchtegern-Trump-Umbringerin auf die Gegenfrage, warum sie nicht eher nach Mördern für Russlands Putin ruft, der für viele Hunderttausende Tote und Verstümmelte und Millionen in die Flucht Getriebene verantwortlich ist; oder für Chinas Xi, der Millionen Menschen von Tibet bis Xinjiang versklavt hat und der gegen einen friedlichen Staat eine Invasion vorbereitet.